Leserbrief zum Artikel „Plakataktion am „Café Feinstaub““

Eine Veranstaltung, die man im Vorfeld nur der Presse bekannt gibt, hat den Vorteil, dass man vor Ort den Widerspruch auf getätigte Aussagen relativ gering halten kann.

In diesem Fall führte der 3. Bürgermeister Sulzbachs im Interview erneut an, die Nord-Süd-Trasse könne Sulzbach eine Entlastung von 8.000 bis 9.000 Kfz bringen. Das Staatliche Bauamt jedoch hat auf Grundlage der durchgeführten Verkehrsuntersuchung nur ca. 5.500 prognostiziert.
Hat die Nord-Süd-Trasse es so nötig, dass man ihre „Vorzüge“ schönrechnen muss?

Der Seniorenbeauftragte sprach sich für Nord-Süd aus, weil die Senioren die Straße bei Verkehr nur schwer überqueren könnten. Nun, gleiches widerfährt den Senioren in der Spessartstraße an vielen Stellen auch. Dies jedoch scheint jedoch kein Problem für den Seniorenbeirat darzustellen, denn die geforderte Nord-Süd-Trasse wird in Richtung Leidersbach für keinerlei Verbesserung sorgen.
Am Abzweig Jahnstraße/Spessartstraße queren zudem frühs und mittags die Grundschüler Sulzbachs die Straße. Verkehrsbelastung: ca. 10.000 Kfz. Abhilfe durch Nord-Süd: 0,0 %.

Alternativ zu einer Nord-Süd-Umfahrung gebe es eine Ost-West-Umfahrung, meinte der 3. Bürgermeister von Sulzbach. Eine Variante mit dieser Bezeichnung existiert jedoch gar nicht.
Es ist gut möglich, dass er eigentlich Nord-Ost gemeint hat. Diese Trasse ist Teil der Variante „Gesamtverkehrskonzept“, welches in die Planungen einbezogen wurde, weil man sich dadurch Entlastungsmöglichkeiten sowohl auf der ST2309 als auch auf der MIL 11 (Spessartstraße) verspricht und das mit dem Bau nur einer Trasse. Leider wurde es im Verkehrsgutachten aus dem Jahr 2014 versäumt, die Entlastungswirkung des Gesamtverkehrskonzeptes zu berechnen und auch heute neigt man gerne dazu, dieses Konzept unerwähnt zu lassen. Vielleicht weil es nicht zu leugnende Vorteile gegenüber Nord-Süd bieten würde.

Zum guten Schluss wurde erneut auf die Lage der Häuser der Mitglieder der Bürgerinitiative „Lebenswertes Sulzbach“ hingewiesen. Dazu ist zu sagen: So wie der 3. Bürgermeister im Osten unserer schönen Gemeinde wohnt, wohne ich zum Beispiel im Westen und tatsächlich haben er und ich deshalb sogar eines gemeinsam: Die räumliche Nähe unserer Wohnhäuser zu jeweils einer der geplanten Trassen. Ich wüsste jedoch nicht, weshalb dieser Fakt ein Grund dafür sein sollte, dass ich nicht auf Schwächen der Nord-Süd-Trasse hinweisen dürfte. Bislang fehlen Antworten auf viele Fragen. Unter anderem wie Sulzbach die innerörtlich angedachten Projekte in der Spessartstraße mit Hilfe von Nord-Süd verwirklichen will und wie man möglichem Mautausweichverkehr in Folge der Nord-Süd-Trasse begegnen möchte. Die größte Schwachstelle jedoch ist und bleibt der hohe Verkehr in Richtung Leidersbach, der durch Nord-Süd nicht verringert werden kann. Alle Gründe, die die Befürworter einer Nord-Süd-Trasse anführen, um die ST2309 zu entlasten, untermauern ebenso die nötige Entlastung in der Jahn- und Spessartstraße. Die Plakate des Café Feinstaub würden somit auch dort Anklang finden.

Ja, ich wäre tatsächlich Anwohnerin einer Nord-Süd-Trasse, die mit rund 5.000 Kfz Entlastungswirkung und vielen Mängeln, im Gegenzug einfach zu viele drängende Probleme in Sulzbach unbeantwortet lässt. Deshalb werden die Befürworter dieser Trasse auch weiterhin damit leben müssen, dass ich mich zu Wort melde.

 Marion Gado
Sulzbach