Die FFH Prüfung als ein Baustein im Prüfungsverfahren

Liebe Sulzbacher Mitbürger/innen,

am 17.05.2017 wird das Staatliche Bauamt die sogenannte FFH-Verträglichkeitsprüfung für die geplante Umgehungstraße öffentlich vorstellen. Auch wenn immer wieder fälschlich behauptet wird, dass die vom MArkt Sulzbach bevorzugte Nord-Süd-Trasse mit Umfahrung der Gärtnerei nicht in den Mainauen liegt, möchten wir heute an dieser Stelle auf die hohe Wertigkeit unseres Naturschutzgebietes „Mainauen“ für Mensch und Tier hinweisen.

Es erstreckt sich auf einer Länge von etwa 3 Kilometern zwischen der ehemaligen Fähranlegestelle und der jetzigen Brücke bis nach Kleinwallstadt. Die Mainaue ist eine der letzten noch erhaltenen großflächigen, naturnahen Flusslandschaften am bayerischen Untermain. Mit ihren verschiedenen Biotoptypen ist sie ein Paradies für Pflanzen und Tiere. Die Regierung von Unterfranken bezeichnet das FFH-Gebiet deshalb völlig zu Recht als „Unterfrankens Juwelen“.

Große Bedeutung hat die Mainaue als Brut- und Rastgebiet, für die Nahrungssuche und als Winterquartier für viele Vogelarten, aber auch für Insekten und Säugetiere. Sie besteht überwiegend aus Feuchtwiesen und Feuchtflächen, die Übergangszonen zwischen Wasser und Land sind; für unsere heimische Natur ein unersetzlicher Lebensraum. (vgl. Wanderverein „Spessartfreunde Sulzbach“: Die Sulzbacher Mainaue 1989). Über 120 Tierarten sind hier nachgewiesen, davon über 30 Arten, die auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten stehen.

Viele Sulzbacher und Erholungssuchende nutzen diese ortsnahe Naturlandschaft als Energiequelle, um wieder Kraft zu tanken. Gerade ältere und gehandicapte Menschen wählen die flache Auen- und Wiesenlandschaft um ohne Höhenunterschied einen Spaziergang zu unternehmen. Eltern gehen mit ihren Kindern an den Main um die faszinierende Tier- und Pflanzenwelt zu erleben und mit großer Freude die Enten und Schwäne zu füttern. Auf dem Maintal-Radweg zwischen Altenbach und dem südlichen Bahnübergang „erfährt“ man noch, was es bedeutet in beschaulicher Landschaft zu radeln.

In diesem Jahr feiert das Naturschutzgebiet bereits sein 23- jähriges Bestehen. 2004 wurde diese einzigartige Flusslandschaft dann Bestandteil des europäischen Biotopverbundes „Natura 2000“ (FFH-Gebiet) und somit in ihrer Bedeutung auch auf europäischer Ebene gewürdigt.

Mit dem Bau einer Nord-Süd-Trasse wird dieses Idyll für die Tier- und Pflanzenwelt, aber auch für uns Sulzbacher nicht mehr die gleiche Bedeutung haben. Sulzbach wird vom Main und den Mainauen abgeschnitten sein und beraubt sich somit eines seiner größten Schätze. Mit diesem umwelt- und heimatzerstörerischen Verkehrsprojekt gehört ein bislang für Auge und Seele wertvolles Landschaftsgebiet der Vergangenheit an. Die Bedeutung und Attraktivität von Sulzbach als Wohngemeinde ist untrennbar mit einem autofreien Naturschutzgebiet „Mainauen“ verbunden.

Eine Nord-Süd-Tangente stärkt als rechtsmainische leistungsfähige Ausweichstrecke zur B 469 insbesondere den auswärtigen Nord-Süd Verkehr, was den Zielen anderer Planungen im Raum (z.B. Südbrücke Kleinwallstadt) widerspricht. Sie beschert Sulzbach Neuverkehr in einer noch nicht zu benennenden Größenordnung. Selbst die Anziehung von Mautausweichverkehr wollte das Bayerische Staatsministerium des Inneren für Bau und Verkehr nicht ausschließen. Erst eine Vorher-Nachher-Betrachtung könne hierüber Aufschluss geben!

„Nachher“ kann dieser Eingriff jedoch nicht mehr rückgängig gemacht werden!

„Entlastung“ bedeutet im Hinblick auf eine Nord-Süd-Umfahrung zudem nur „Verlagerung“ an den westlichen Ortsrand. Dort wird der Verkehr mit mindestens 70 km/h direkt an Sulzbach vorbeigeführt. Lärm und Abgase werden durch vorherrschenden Westwind weit in verkehrlich bereits belastete Wohngebiete (auch in den Ortskern!) nach Sulzbach getragen. Diese Straße bringt Sulzbach mehr Verkehr und verfehlt das angestrebte Ziel einer nachhaltigen und spürbaren Entlastung. In der Jahn- und der Spessartstraße wird durch eine Nord-Süd-Trasse zudem kein einziges Fahrzeug weniger fahren!

Vor dem Hintergrund, dass das Gesamtverkehrskonzept der Region, also Projekte, die im Umkreis bereits in Planung sind, noch nicht einmal auf seine Entlastungswirkung auf Sulzbach hin überprüft wurde, ist jeder Eingriff in die Natur – in welcher Richtung und durch welche Trasse auch immer grob fahrlässig.

Auch das Ergebnis der FFH-Prüfung wird an diesem Fakt nichts ändern!

Ihre Bürgerinitiative „Lebenswertes Sulzbach“